Besonders für Marken und Unternehmen eröffnet sich 2025 ein neues kreatives Spielfeld: Formate, die auf Storytelling, dokumentarische Elemente und Monologe setzen, gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die klassische Interview-Struktur – Frage, Antwort, Small Talk – wirkt in vielen Kontexten überholt. Denn wer Inhalte nachhaltig verankern und Hörer*innen emotional berühren will, muss neue Formate wagen. Dieser Artikel beleuchtet, warum der Wandel gerade jetzt geschieht – und wie Sie als Podcaster*in oder Kommunikationsverantwortliche*r davon profitieren können.

Die Grenzen des Interview-Formats
Interviews sind einfach zu produzieren, erfordern wenig Skriptarbeit und geben Menschen eine Bühne. Doch genau hier liegt das Problem: Sie hören sich oft gleich an. Die Dramaturgie folgt einer vorhersehbaren Struktur, Tiefgang bleibt aus, und das Erlebnis ist selten immersiv.

Unternehmen, die ihre Markenwerte glaubwürdig transportieren oder komplexe Themen vermitteln wollen – etwa Nachhaltigkeit, Forschung, Innovation oder soziale Verantwortung – stoßen mit Interviews schnell an Grenzen. Denn: Was komplex ist, braucht Kontext. Und Kontext entsteht oft nicht durch Gespräche allein, sondern durch inszenierte Geschichten, überraschende Perspektivwechsel und eine dramaturgisch durchdachte Gestaltung.

Storytelling als Königsdisziplin im Audio
Narrative Formate, wie man sie aus Radiofeatures oder True-Crime-Podcasts kennt, bieten genau das: Sie erzeugen Spannung, erzeugen emotionale Nähe und lassen die Hörer*innen eintauchen in eine erzählte Welt.

Statt einer reinen Stimmenabfolge wird hier mit Atmosphären gearbeitet: Soundeffekte, O-Töne, Archivmaterial, Musik und ein klarer Spannungsbogen erzeugen ein akustisches Erlebnis. Diese Form des Storytellings lässt sich hervorragend nutzen, um z. B. Unternehmensgeschichte, Produktentwicklungen, Kunden- oder Gründer*innen-Stories zu erzählen – emotional, authentisch und mitreißend.

Beispiel: Ein Unternehmen aus der Medizintechnik erzählt nicht einfach, wie ein neues Produkt entstand, sondern nimmt die Zuhörer*innen mit auf eine Reise: von der Idee eines Ingenieurs, über die Herausforderungen in der Forschung, bis hin zur ersten Anwendung im OP – mit echten Stimmen, Geräuschen, Erfolgen und Rückschlägen.

Das ist nicht nur informativ, sondern auch spannend. Und es wirkt.

Dokumentarische Formate: Authentizität durch Recherche und Tiefe
Ähnlich wirkungsvoll sind dokumentarische Formate. Sie orientieren sich an journalistischen Standards und bringen echte Recherche, Interviews und analytische Einordnung zusammen.

Solche Podcasts eignen sich ideal, um gesellschaftlich relevante Themen im Kontext eines Unternehmens zu behandeln – etwa Klimawandel, Digitalisierung, Diversität oder Bildung. Wichtig dabei ist: Die Marke tritt in den Hintergrund und fungiert eher als Ermöglicher*in des Gesprächs, nicht als deren Mittelpunkt.

Beispiel: Ein Energieversorger produziert einen Podcast über den Strukturwandel in ehemaligen Braunkohleregionen – mit Zeitzeug*innen, Stadtplaner*innen, Unternehmer*innen und kritischen Stimmen. Die Marke zeigt Haltung, ohne sich aufzudrängen. Das stärkt Glaubwürdigkeit und erzeugt eine echte Verbindung zu Hörer*innen.

Monologformate: Die Stimme als Identitätsanker
Auch der Monolog feiert in Podcasts ein Comeback – allerdings nicht im Sinne trockener Vorträge, sondern als persönlicher, gut strukturierter Gedankengang. Besonders für Expert*innen, CEOs oder Gründer*innen eignet sich dieses Format, um persönliche Perspektiven, Visionen oder Erlebnisse zu teilen – authentisch, nahbar, präzise.

Diese Solo-Formate bieten den Vorteil, dass sie schnell zu produzieren sind, ohne an Qualität einzubüßen – sofern sie gut vorbereitet sind. Sie eignen sich ideal für Meinungsbeiträge, Hintergrundkommentare oder Reflexionen zu aktuellen Themen.

Beispiel: Die Gründerin eines Start-ups spricht in zehnminütigen Episoden über Themen wie Leadership, Scheitern oder Nachhaltigkeit im Alltag. Dabei nutzt sie persönliche Anekdoten, Branchenbeispiele und klare Positionen. Die Nähe zur Zielgruppe ist enorm – und der Aufwand überschaubar.

Warum Unternehmen jetzt umdenken sollten
Der Wandel hin zu kreativeren Formaten ist kein Trend, sondern eine logische Konsequenz aus der veränderten Mediennutzung: Menschen hören nicht nur nebenbei, sie suchen nach Bedeutung. Podcasts sind längst ein Raum für Identifikation und Beziehung – nicht nur für Information.

Gleichzeitig sind die technischen Möglichkeiten gewachsen: Schnittprogramme, KI-gestützte Transkription und Content-Personalisierung ermöglichen es auch kleineren Teams, hochwertige Formate umzusetzen. Was früher Radiosendern vorbehalten war, ist heute für jede*n machbar – mit Know-how, Mut und einem guten Konzept.

Fazit: Mut zur Dramaturgie – und zur Haltung
Podcasts bieten Unternehmen und Marken eine enorme Bühne – wenn sie es schaffen, Geschichten zu erzählen, statt nur Botschaften zu senden. Die Abkehr vom reinen Interview ist dabei kein Bruch, sondern eine Weiterentwicklung.

Storytelling, Dokumentation und Monologe eröffnen neue kreative Wege, um Nähe zu schaffen, Vertrauen aufzubauen und sich im Markt abzuheben. Wer bereit ist, in Konzeption und Redaktion zu investieren, wird belohnt – mit einem echten Hörerlebnis, das bleibt.